Ort und Geschichte

Die Geschichte des Lehmkuhlenbuschs und des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst.

Auf dem Gelände des heutigen Hanse-Wissenschaftskolleg wurde ursprünglich Lehm gewonnen. Auf die dabei entstehenden Kuhlen geht vermutlich der heutige Name Lehmkuhlenbusch zurück. Der hier gewonnenne Lehm fand im Hausbau Verwendung.

1872 erwarb der Bremer Kaufmann Johann Abraham Albers (1830-1886) hier ausgedehnte Länderreien. Man nannte das Gebiet auch die „Delmenhorster Schweiz“. Er ließ das große Grundstück zu einem Park umbauen. Bis heute ist unsicher, ob der Gartenarchitekt Franz Wilhelm Benque, Schöpfer des Bremer Bürgerparks und des Wolleparks (Garten der Lahusens) in Delmenhorst, an der Gestaltung mitwirkte. Albers baute in diesem Park 1880 eine Villa im Stil der Neorenaissance; ein typisches Beispiel großbürgerlicher Architektur.

Nach dem Tod von Johann Abraham Albers im Jahre 1886 erbten seine Witwe und Sohn die Villa und den ländlichen Besitz. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1889 wurde der damals 22 jährige Sohn Georg Wilhelm Alleinerbe. Nach 1909 ging das Gut in andere Hände über und nach 1919 wechselten die Besitzer häufig. Zu guter Letzt wurden die Länderreien von der Stadt Delmenhorst angekauft, die so die Voraussetzungen für den Bau des 1928 fertiggestellten Krankenhauses schuf.

Nachdem die Villa 1973 nach rund 20jährigem Leerstand abgerissen worden war, blieben einige der Nebengebäude zunächst erhalten, wie z. B. das Hofmeierhaus und der Wagenschuppen. Sie wurden noch einige Jahrzehnte unter anderem als Domizil des Reitvereins Delmenhorst mit Pferdestall und Reithalle genutzt. Nach einem Brand 1989 waren nur noch Teile der Gebäude nutzbar, die dann 1997 dem Bau des Hanse-Wissenschaftkollegs wichen.

Quelle: Sche-Ki

Gründungsgeschichte des Hanse-Wissenschaftskollegs

1991/92

Erste Pläne zur Gründung eines Institute for Advanced Study in der Nordwestregion Deutschlands.

27. Februar 1991

In einer gemeinsamen Sitzung der Kabinette der Länder Bremen und Niedersachsen wird eine Erweiterung der praktischen Zusammenarbeit der Universitäten Bremen und Oldenburg beschlossen.

3. Juli 1991

Bei einem von den Regierungschefs der Länder Bremen und Niedersachsen durchge­führten Symposium "Wissenschaft und Region" erhalten die Wissenschaftsressorts den Auftrag, ein beschlußreifes Konzept zu einem Wissenschaftszentrum Bremen-Olden­burg als zentralen Baustein der Kooperation der beiden Universitäten vorzulegen. Die dort anwesenden Vertreter von Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften sowie Wis­senschaftlerinnen und Wissenschaftler und Politikerinnen und Politikern befürworten diesen Gedanken einhellig.

12. Mai 1992

In ihrer gemeinsamen Kabinettssitzung beschließen die Landesregierungen Bremens und Niedersachsens die Errichtung des Hanse-Wissenschaftskollegs. In der Folgezeit werden erste Planungen aufgenommen.

24. August 1993

Der Gemeinsame Kabinettsausschuß der Länder Niedersachsen und Bremen beschließt Folgendes:

"Errichtung eines Hanse-Wissenschaftszentrums [später: Hanse-Wissenschaftskollegs]. Die Landesregierungen von Bremen und Niedersachsen nehmen von dem Stand der Umset­zung der Beschlüsse der Gemeinsamen Kabinettssitzung Bremen/Niedersachsen vom 12. Mai 1992 zur Errichtung eines Hanse-Wissenschaftszentrums Kenntnis und beauftragen das Ministerium für Wissenschaft und Kultur (federführend) und den Senator für Bildung und Wissen­ die Planungen auf dieser Grundlage weiter voranzutreiben. Insbesondere sind der Entwurf einer Stiftungsurkunde (einschl. Satzung) zur Errichtung einer Stiftung Hanse-Wissen­schaftszentrum vorzubereiten und zusammen mit einem mit den Finanzressorts der beiden Länder abgestimmten Kosten- und Finanzierungsplan den Kabinetten vorzulegen. Die Stiftung ist mit einem Grundkapital auszustatten.

2. Die Landesregierungen von Bremen und Niedersachsen stimmen dem Standort Delmenhorst für das Hanse-Wissenschaftszentrum unter der Bedingung zu, daß die Stadt Delmenhorst das dafür erforderliche Grundstück mit einer Größe von ca. 16.700 m2 unendgeltlich zur Verfügung stellt, die Erschließungsstraße angemessen herrichtet und von den Bauinvestitionskosten mindestens 3 Mio. DM finanziert.

3. Die Landesregierungen von Bremen und Niedersachsen vereinbaren, dass von den verbleibenden Bauinvestitionskosten in Höhe von 5 Mio. DM Bremen 2 Mio. und Niedersachsen 3 Mio. tragen."

August 1993 bis März 1995

In der Planungsgruppe "Hanse-Wissenschaftskolleg" werden Satzung, Stiftungsurkunde und ein erster, grober Finanzierungsplan für das Hanse-Wissenschaftskolleg erarbeitet.

Mai 1994

Prof. Dr. Thomas Blanke und Prof. Dr. Ulrich K. Preuß, Gründungsbeauftragte der Universitäten Oldenburg und Bremen, legen ihre in Zusammenarbeit mit der Planungs­gruppe „Hanse-Wissenschaftskolleg" entstandenen „Empfehlungen zur Errichtung eines Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst" vor, das die neue Institution konzeptionell und in ihrer Einbettung in die regionale und überregionale Wissenschaftslandschaft vor­stellt.

8. Februar 1995

Die Senatskommission der Bremischen Bürgerschaft für das Investitionssonder­programm beschließt die Finanzierung des Hanse-Wissenschaftskollegs aus Mitteln des Investitionssonderprogramms.

14 . Februar 1995

Die Deputation für Wissenschaft der Bremischen Bürgerschaft beschließt einstimmig die Errichtung der Stiftung Hanse-Wissenschaftskolleg und ihre Finanzierung aus Mit­teln des Investitionssonderprogramms.

7. März 1995

Das Memorandum der Professoren Thomas Blanke und Ulrich K. Preuß wird als An­lage zu der Drucksache 13/1178 vom Senat der Bremischen Bürgerschaft vorgelegt. Zugleich bittet der Senat die Bürgerschaft, der Errichtung der Stiftung privaten Rechts "Hanse-Wissenschaftskolleg" zuzustimmen. In der Drucksache heißt es unter anderem:

„Die Geschichte der Wissenschaften in der Region ist noch sehr jung, die beiden Universitäten [Oldenburg und Bremen] sind junge Universitäten. Nur wenige Fachgebiete haben schon ein erkennbares Profil entwickelt und werden in der internationalen Wissenschaftslandschaft so Wahrgenommen wie es wünschenswert wäre. Die Institution Hanse-Wissenschaftskolleg wird in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle übernehmen, indem sie diese Profilbildung erleichtert, für eine verstärkte Einbindung der regionalen Wissenschaftsinstitutionen in die internationale Wissenschaft und daher für eine bessere Ausstrahlung der regionalen Wissenschaft sorgt. Wegen der Einzigartigkeit dieser Einrichtung im nordwestdeutschen Raum ergibt sich eine besondere Aufmerksamkeit für die mit ihr verbundenen Universitäten. Impulse entstehen für die Spitzenforschung durch verbesserte Kontakte und intensiveren Austausch mit ausländischen Wissenschaftlern."

Ab April 1995

Es konstituiert sich eine Findungskommission für den Rektor des künftigen Hanse-Wissenschaftskollegs. Sie setzt sich aus folgenden Persönlichkeiten zusammen: Prof, Dr Michael Daxner, Präsident der  Universität Oldenburg, Prof. Dr. Wolfgang Frühwald, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bringfriede Kahrs, Bremer Senator für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport, Prof. Dr. Wolf Lepenies, Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin, Prof. Dr. Gerhard Neuweiler, Zoologisches Institut der Universität München, Dr. Henning Scherf, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Helga Schuchardt, niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Jürgen Timm, Rektor der Universität Bremen, und Prof. Hank L. Wesseling, Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences, Was­semar (Niederlande).

5. Oktober 1995

In Bremen wird die Siftungsurkunde des Hanse-Wissenschaftskollegs ausgestellt. Für die Freie Hansestadt Bremen unterzeichnet Bringfriede Kahrs, Senatorin für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport, für das Land Niedersachsen Helga Schuchardt, Ministe­rin für Wissenschaft und Kultur, für die Stadt Delmenhorst Oberbürgermeister Jürgen Thölke und Oberstadtdirektor Dr. Norbert Boese.

28. August 1996

Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt (Niedersachsen) und Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs (Bremen) unterbreiten Prof Dr. Dr. Gerhard Roth, Neurobiologe an der Universität Bremen und Sprecher des Sonderforschungsbereichs "Neurokognition" der Universitäten Bremen und Oldenburg, das Angebot Gründungsdirektor des Hanse-Wissenschaftskollegs zu werden.

9. Oktober 1996

Auf Einladung von Ministerin Schuchardt und Senatorin Kahrs findet im Rathaus von Delmenhorst ein Pressegespräch statt. Dort stellt der kürzlich berufene Gründungsrektor Prof. Roth die Konzeption des Hanse-Wissenschaftskollegs vor.

1872 erwarb dort der Bremer Kaufmann Johann Abraham Albers (1830 – 1886) für ca. 7000 Taler ausgedehnte Länderreien auf 23 Meter Höhe über NN. Man nannte das Gebiet im Volksmund die „Delmenhorster Schweiz“.

Alte Villa unter Bäumen
Villa Albers auf dem Lehmkuhlenbusch

8. November 1996

Im Delmenhorster Rathaus stellt der Bremer Architekt Prof. Manfred Schomers sein Modell für den Neubau des Institutsgebäudes vor. Es umfaßt drei Elemente: (1) den in Ost-West-Richtung angelegten, nach Süden geöffneten 60 Meter langen dreigeschossigen Wohntrakt mit 21 Wohnungen für die Fellows; (2) die Kommunikationszone mit Büros, Bibliothek, Empfang, Bistro sowie einem Vortrags- und Konferenzraum, der sich in drei Räume unterteilen lässt. (3) die dazwischen liegende zwei- bis dreigeschossige Halle.

4. Februar 1997

Im Delmenhorster Rathaus tagt der Stiftungsrat des Hanse-Wissenschaftskolleg erstmals in vollständiger Besetzung. Anwesend sind: Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt (Niedersachse; Vorsitz), Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs (Bremen), Oberstadtdirektor Dr. Norbert Boese (Delmenhorst), Oberbürgermeister Jürgen Thölke (Delmenhorst), Prof. Jan Borgman, der Oldenburger Universitätspräsident Prof. Michael Daxner, der Bremer Universitätsrektor Prof. Jürgen Timm und Gründungs­rektor Prof. Gerhard Roth. Mit Blick auf die Stärken der Universitäten Bremen und Oldenburg werden drei Schwerpunkte des Forschungsprogramms festgelegt: Neuro­- und Kognitionsforschung, Meeresforschung und Sozialwissenschaften/Sozialpolitik.

April 1997

Als erster Fellow des Hanse-Wissenschaftskollegs nimmt Dr. Thomas Metzinger die Arbeit auf. Bis Ende 1997 stoßen sieben weitere Fellows aus mehreren Ländern hinzu, fünf Neuro- und Kognitionswissenschaftler und zwei Sozialwissenschaftler.

20. August 1997

In Anwesenheit von Repräsentanten der Stadt Delmenhorst, des Gründungsrektors und zahlreicher Gäste legen Niedersachsens Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt und Bremens Bürgermeister Dr. Henning Scherf gemeinsam den Grundstein für den Neubau des Kolleggebäudes am Delmenhorster Lehmkuhlenbusch. Scherf nennt das Gebäude einen „Platz für ehrgeizige wissenschaftliche Arbeit" durch „Pioniere der Zukunft".

19. bis 21. September 1997

Erste Tagung des Hanse-Wissenschaftskollegs in der Universität Bremen mit 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das Thema lautet: "Animal Mind".

13. Oktober 1997

Festakt zur Eröffnung des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst. Im musikalischen Rahmenprogramm erlebt die „Infra. Musik für elf Instrumente" des italienischen Komponisten Luca Lombardi ihre Welturaufführung. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Wolfgang Frühwald, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 

Oktober 1997

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hanse-Wissenschaftskollegs beziehen provi­sorische Büros in der Delmenhorster Fischstraße.

7. November 1997

In Anwesenheit von Niedersachsens Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt und Bremens Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs wird auf der Baustelle des Kolleg­gebäudes das Richtfest begangen.

Grundsteinlegung für den Neubau des Kolleggebäudes am Delmenhorster Lehm­kuhlenbusch am 20. August 1997. Von links: Delmenhorsts Oberstadtdirektor Dr. Norbert Boese, Harald Groth, Mitglied des niedersächsischen Landtags, Staatsrat Dr. Hans-Henning Zietz (Bremen), Niedersachsens Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt und Gründungsdirektor Prof. Gerhard Roth. 

Fünf Personen legen den Grundstein zum Hanse-Wissenschaftskolleg
Grundsteinlegung des Hanse-Wissenschaftskollegs

15. Januar 1998

Der Delmenhorster Oberbürgermeister Jürgen Thölke gibt im Rathaus der Stadt einen Empfang für die ersten neun Fellows des Hanse-Wissenschaftskollegs.

19. bis 11. Juni 1998

Die erste große internationale Tagung des Hanse-Wissenschaftskollegs mit 320 Teilnehmern aus aller Welt über das Thema „Neural Correlates of Consciousness" findet in Bremen statt. Wissenschaftlicher Organisator ist der Fellow Thomas Metzinger.

23. Juli 1998

Unter Beteiligung zahlreicher geladener Gäste und Delmenhorster Bürgerinnen und Bürger findet im neuen Gebäude am Lehmkuhlenbusch 4 die feierliche Schlüsselüber­gabe an den Gründungsrektor Prof. Gerhard Roth statt. Bring­friede Kahrs, die Bremer Senatorin für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport, Thomas Oppermann, der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kunst, sowie Jürgen Thölke, Oberbürgermeister der Stadt Delmenhorst, sprechen Grußworte, Rektor Roth hält eine Rede.